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Timofey Kuljabin (als Gast)

Timofey Kuljabin

Foto: Frol Podlesny

Timofey Kuljabin ist ein russischer Theater- und Opernregisseur. Geboren 1984, absolvierte er im Jahr 2007 sein Regiestudium an der Russischen Theaterakademie in Moskau (GITIS). Seine erste eigenständige Inszenierung, Der Newskij Prospekt nach N. Gogol, machte er bereits als Student (2006, Schauspielhaus Omsk). Seit 2006 war er Hausregisseur am Theater Die Rote Fackel in Nowosibirsk, 2015 übernahm er die künstlerische Leitung dieses Theaters und wurde damit zum jüngsten Chefregisseur Russlands. Bis 2022 leitete er das traditionsreiche Haus und machte in dieser Zeit eine Reihe von Inszenierungen, die eine radikale Neuinterpretation der klassischen Texte darstellen. Darunter: Pique Dame (2007) und Onegin (2012, ausgezeichnet mit dem Nationalen Theaterpreis Die Goldene Maske) von A. Puschkin, Hedda Gabler von H. Ibsen, KILL (nach Kabale und Liebe von F. Schiller, 2013), Drei Schwestern von A. Tschekhow (2015, ausgezeichnet mit dem Nationalen Theaterpreis Die Goldene Maske, vom russischen Berufsverband der Theaterkritiker zum Schauspiel des Jahres 2015 ernannt), Der Prozess nach F. Kafka (2016), Kinder der Sonne von M. Gorki (2018, , ausgezeichnet mit dem Nationalen Theaterpreis Die Goldene Maske), Die Wildente (2021) von H. Ibsen u. a.

Außerdem hat er zahlreiche Inszenierungen an anderen Bühnen in Russland gemacht, darunter: Der Mantel. Dresscode nach N. Gogol im Theater Komödiantenheim (Petersburg, 2012), Elektra (2013), Ivanov (2016), Der zerbrochener Krug (2020) im Theater der Nationen (Moskau). Seine Inszenierungen in Europa: «livejournal» (Russisches Theater, Riga, 2007), Am Kältepol nach W. Schalamow (Residenztheater, München, 2018), Nora oder Das Puppenheim (Schauspielhaus Zürich, 2019), Fräulein Julie von A. Strindberg und Platonow von A. Tschekhov (beide: Deutsches Theater, Berlin, 2020, 2022), Macbeth (Schauspiel Frankfurt, 2023) und Furcht und Elend des Dritten Reichs (Badisches Staatstheater Karlsruhe, 2024). Im Jahr 2022 inszenierte er im Dailes-Theater in Riga In der Einsamkeit der Baumwollfelder von B.-M. Koltes mit Ingeborga Dapkunaite und John Malkovich – diese Produktion ist seit 2 Jahren auf Welttournee und wurde in zahlreichen Ländern gezeigt.

Im Juli 2024 eröffnete er mit seiner Inszenierung der Iphigenie in Aulis nach Euripides das Theaterfestival im antiken Amphitheater von Epidaurus (Griechenland) - das erste Mal in der Geschichte des Festivals, dass die Eröffnungsvorstellung von einem nicht-griechischen Regisseur inszeniert wurde.

Als Opernregisseur debütierte er im Jahre 2009 mit der Inszenierung von Fürst Igor von A. Borodin am Staatlichen Akademischen Opern- und Balletttheater Nowosibirsk. Seine zweite Arbeit in diesem Hause, Tannhäuser von R. Wagner, geriet im Jahre 2014 zu einem politischen Skandal, der von den Kreisen um die russisch-orthodoxe Kirche ausgelöst wurde und zur Absetzung der Produktion nach vier Vorstellungen führte. Trotzdem setzte er seine Opernarbeit erfolgreich fort und präsentierte in folgenden Jahren zwei Inszenierungen am Bolschoi Theater in Moskau: Don Pasquale von G. Donizetti (2016) und Rusalka von A. Dvořak (2019). Im Opernhaus von Wuppertal hat er Verdis Rigoletto (2017) und Les Noces/Oedipus Rex von I. Stravinski (2019) inszeniert, an der Staatsoper Prag – Der ferne Klang von F. Schreker (2022), an der Opéra National de Lyon – Pique Dame (2024). Die Pique Dame wurde in der Kritikerumfrage der Zeitschrift Opernwelt als Aufführung des Jahres 2024 ausgezeichnet.

Im Februar 2022 musste Timofey Kuljabin wegen seiner eindeutigen Antikriegshaltung von seinem Amt als Chefregisseur des Theaters Rote Fackel zurücktreten, seine für die nächsten Jahre geplanten Inszenierungen in Russland wurden abgesagt. Derzeit lebt und arbeitet er in Europa.

RegieFurcht und Elend des Dritten Reiches