Mit der Staatskapelle in die Zukunft
Die Mitglieder der Staatskapelle Kai Bantelmann, Jens Böcherer, David Panzer und Katharina Schmitzer über ihre Arbeit als Orchestervorstand und die Staatskapelle als „Orchester des Wandels“.
Was ist der Orchestervorstand?
Er ist das jeweils für drei Jahre demokratisch gewählte Vertretungsorgan des Orchesters und ein wichtiges Bindeglied zwischen den Orchestermusiker:innen und der administrativen Seite des Theaterbetriebs. Anliegen, Anregungen und Bedenken aus den Reihen des Orchesters werden gebündelt und strukturiert, wodurch im engen Austausch mit der Orchesterdirektion, dem GMD und der Theaterleitung Themen und Ideen konstruktiv vorangebracht werden können.
Welche ganz konkreten Aufgaben gibt es?
Die wichtigste Aufgabe des Orchestervorstands ist es, einen reibungslosen Ablauf des Orchesterbetriebs zu gewährleisten. Dazu gehören vor allem die Überprüfung der Dienstpläne, die Durchführung von Probespielen und die Erhebung des Orchester-Stimmungsbildes nach Probedirigaten.
Was zeichnet die Badische Staatskapelle aus?
Sie ist mit über 360 Jahren eines der ältesten Orchester dieses Landes und nicht nur auf Grund dieser Tradition ein besonderer Klangkörper: Als tragende Säule des Badischen Staatstheaters ist sie – wie schon der Name zeigt – institutionell sowohl der badischen Landeshauptstadt Karlsruhe als auch der Region Baden verbunden. Auf zwischenmenschlicher Ebene freut uns besonders, dass sich das Orchester durch ein sehr respektvolles und freundschaftliches Miteinander der – aus 15 Nationen stammenden – Orchesterkolleg:innen auszeichnet.
Vor welchen Herausforderungen steht das Orchester in den nächsten zehn Jahren?
Sie könnten nicht größer sein. Die Sanierung und die damit verbundene Gestaltung der Interimszeit im Konzerthaus, kulturpolitische Sparauflagen, gesellschaftlicher Wandel und allgemeine Ungewissheit durch weltpolitisches Handeln … Diesen Themen versuchen wir mit Elan, Kreativität und einer großen Portion Optimismus zu begegnen. Und auch der Klimawandel ist ein großes Dauerthema.
Deshalb ist die Badische Staatskapelle ein „Orchester des Wandels“ geworden. Was genau bedeutet das?
Wir gehören sogar zu den Gründungsmitgliedern des mittlerweile 40 Profi-Orchester umfassenden Vereins. Für uns ist Klima-, Natur- und Artenschutz Teil unseres Kulturauftrags, für den wir unsere Möglichkeiten als Musiker:innen ausschöpfen möchten. Wir sind fest davon überzeugt, mit der emotionalen Kraft der Musik Menschen erreichen und inspirieren zu können, und hoffen, dass eine große Gemeinschaft es schaffen könnte, den notwendigen gesellschaftlichen Wandel zu einer nachhaltig lebenden Gesellschaft mitzugestalten.
Was bedeutet das ganz praktisch?
Der Verein „Orchester des Wandels“ hat mit Fachleuten einen Leitfaden entwickelt, in dem es besonders um das Einsparen von Emissionen geht. Das heißt zum Beispiel, möglichst klimaneutral zur Arbeit zu fahren, Gastspiele klimabewusst zu planen, die Raumtemperatur zu überdenken oder auch nachhaltig produzierte Schokolade zu bewerben. Für unvermeidbare Emissionen denken wir über Möglichkeiten der CO2 -Kompensation nach. Außerdem fördert der Verein durch regelmäßige Benefizkonzerte ein gemeinsames Hauptprojekt auf Madagaskar sowie zahlreiche regionale Projekte zum Klima- und Naturschutz. Dazu gehört auch der Artenschutz von Tropenhölzern, die für den Instrumentenbau benötigt werden.
Und wie wurden zuletzt „Orchester-des-Wandels"-Aktivitäten in Karlsruhe deutlich?
Die Staatskapelle war in Karlsruhe maßgeblich an der Einführung der Tage der Nachhaltigkeit beteiligt, an denen wir auch thematisch teilhaben: Nachdem es 2023 rund um ein Konzert mit der Alpensinfonie um die Veränderung der Gebirgswelt durch den Klimawandel ging, drehten sich die Tage der Nachhaltigkeit 2025 um die Frage, wie wir das Leben auf der Welt in Zukunft in einen guten „Flow“ bringen können; so stand im thematischen Mittelpunkt eines Sinfoniekonzertes diesmal das Meer, das alle Kompositionen hörbar inspiriert hat. In der Spielzeit 2025/26 wird sich im 4. Sonderkonzert ein Symphonic Slam mit Beethovens Pastorale vor dem Hintergrund des Klimawandels beschäftigen. Zusätzlich zu diesen größeren Projekten spielen auch immer wieder kleinere Ensembles auf eigene Initiative bei lokalen Veranstaltungen, um auf die vielfältigen Nachhaltigkeitsthemen aufmerksam zu machen. Bei alldem ist es unser Ziel, mit darauf hinzuwirken, dass unser Planet als lebenswerter Ort für nachfolgende Generationen bewahrt bleibt.
